Margarete Lindau-Schulz

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Margarete Lindau-Schulz (Pseudonym Margit Lindt; * 10. Dezember 1878 als Margarethe Antonie Elisabeth Schulz in Genthin; † 6. August 1965 im Los Angeles County, USA) war eine deutsche Schriftstellerin, Drehbuchautorin und Regisseurin zur Stummfilmzeit.

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Margarete Lindau-Schulz, eine Tochter des Eisenbahn-Stationsassistenten Alexander Schulz und seiner Gattin Antonie, geb. Lindau,[1] verbrachte ihre Kindheit in ihrer Geburtsstadt Genthin. Im Alter von 10 Jahren übersiedelte sie mit ihrer Familie nach Steglitz und besuchte dort eine Höhere Töchterschule. Anschließend begann sie sich dem Journalismus zu widmen und war als Lektorin, Korrespondentin und Schriftleiterin für den Ullstein Verlag und den Verlag August Scherl tätig. Ab 1912 schrieb sie auch Skizzen und Kurzgeschichten für Berliner Zeitungen und Zeitschriften.[2]

Zum Film stieß Margarete Lindau-Schulz kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Ihre Drehbücher wurden von Viggo Larsen, Paul Heidemann, Conrad Veidt, Friedrich Zelnik und William Karfiol verfilmt. Gemeinsam mit Ernst Reicher entwarf sie Teile der Stuart-Webbs-Filmreihe. Mehrfach arbeitete sie auch mit dem Drehbuchautor und Produzenten Hermann Fellner zusammen. Sie bearbeitete literarische Vorlagen von Fanny Carlsen, Ernst Klein, Kurt Münzer, Lola Stein und Luise Westkirch für den Film. In zwei Filmen führte sie auch Regie. Ein besonderer Schwerpunkt ihres Schaffens wurden Hanna Hennings Bubi-Filme und die sogenannte Rolf-Lustspielserie, in denen Rolf Lindau-Schulz, der 1904 geborene Sohn von Margarete Lindau-Schulz, mehrfach die Titelrollen übernahm. 1922 wurde sie Vorstand der Rolf Lindau-Film Aktiengesellschaft.[3]

Lindau-Schulz lebte ab 1930 in Kiel und wanderte 1948 zu ihrem Sohn und dessen Familie in die USA aus.[4][5] 1949 hielt sie sich in Pacific Palisades auf, 1950 in Santa Monica. Aus dieser Zeit ist von ihr Korrespondenz mit anderen Literaten erhalten, z. B. mit Ernst Kreuder[6] und Erna Weißenborn.[7] 1955 wurde Margarete Lindau-Schulz US-amerikanische Staatsbürgerin.[8] Sie starb 1965 in ihrer kalifornischen Wahlheimat.[9][10]

Filmografie (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Drehbuch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eigene Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1915: Der Schatten am Fenster
  • 1915: Fräulein Feldwebel (Kurzfilm, zusammen mit William Karfiol)
  • 1915: Sieg auf der ganzen Linie
  • 1916: Papa soll nicht heiraten (Kurzfilm)
  • 1916: Bubi muß Geld verdienen
  • 1916: Allzuviel ist ungesund
  • 1916: Elses letzter Hauslehrer (Kurzfilm)
  • 1916: Im Dienste der Wissenschaft
  • 1917: Else als Detektiv (Kurzfilm)
  • 1917: Else und ihr Vetter (Kurzfilm)
  • 1917: Das Legat
  • 1917: Spitzenchristel
  • 1917: Mutter
  • 1917: Edelweiß
  • 1918: Frau Gräfin (Kurzfilm)
  • 1918: Der provisorische Ehemann
  • 1918: Das gestohlene Hotel
  • 1919: Wenn man berühmt ist
  • 1919: Schuhputzsalon Rolf G.m.b.H. (Kurzfilm, zusammen mit Robert Wiene)
  • 1919: Der Todbringer
  • 1920: Die Nacht auf Goldenhall (zusammen mit Hermann Fellner)
  • 1920: Rolf inkognito (Kurzfilm)
  • 1921: Warum bin ich der Verlobte meiner Tochter?
  • 1922: Das Spielzeug einer Dirne (zusammen mit Hermann Fellner)
  • 1922: Firnenrausch
  • 1927: Seine Majestät das Kind (Dokumentarfilm)

Manuskripte nach literarischen Vorlagen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1918: Weil ich dich liebe (nach dem Roman Das vierte Gebot von Lola Stein)
  • 1918: Das gestohlene Hotel (zusammen mit Hermann Fellner, nach Paul Rosenhayn)
  • 1918: Die Glocken der Katharinenkirche (zusammen mit Hermann Fellner, nach Paul Rosenhayn)
  • 1919: Ruths Ehe (nach dem Roman Der stille See von Hedwig Courths-Mahler)
  • 1919: Wahnsinn (zusammen mit Hermann Fellner, nach Kurt Münzer)
  • 1920: Der Todfeind (nach Luise Westkirch)
  • 1920: Fakir der Liebe (nach dem Roman Der Handschuh der Lukrezia von Fanny Carlsen)
  • 1920: Mysterien des Lebens (nach dem Roman Sühne von Julius Metzner)
  • 1924: Vitus Thavons Generalcoup (zusammen mit Hermann Fellner und Ernst Klein nach dessen gleichnamigem Roman)[11]

Regie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1916: Papa soll nicht heiraten (Kurzfilm)
  • 1921: Warum bin ich der Verlobte meiner Tochter?

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die schöne Literatur. Band 16, Verlag Eduard Avenarius, 1915, S. 12.
  • Lotte H. Eisner: F. W. Murnau. A Shadows Book. University of California Press, 1973, ISBN 0-520-02425-7, S. 13, 130, 274 (englisch).
  • Friedrich-Ebert-Stiftung (Hrsg.): Archiv für Sozialgeschichte. Verlag Neue Gesellschaft, 2001.
  • Phil Hardy, Tom Milne: Horror (= The Aurum film encyclopedia, Herausgeber Phil Hardy. Band 3). 2. Ausgabe. Verlag Aurum Press, 1996, ISBN 1-85410-384-9, S. 23 (englisch).
  • John Holmstrom: The Moving Picture Boy. An International Encyclopaedia from 1895 to 1995. Verlag Michael Russell, 1996, S. 23 u. 540 (englisch).
  • Wolfgang Jacobsen, Jörg Schöning, Rudolf Arnheim: Erich Pommer. Ein Produzent macht Filmgeschichte. Hrsg.: Stiftung Deutsche Kinemathek. Verlag Argon, 1989, ISBN 3-87024-148-9, S. 165, 168.
  • Uli Jung, Walter Schatzberg: Beyond Caligari. The Films of Robert Wiene (Berghahn Series). Berghahn Books, 1999, ISBN 1-57181-196-6, S. 205.
  • Uli Jung, Walter Schatzberg: Robert Wiene. Der Caligari-Regisseur. Henschel Verlag, Berlin 1995, ISBN 3-89487-233-0, S. 197.
  • Reinhold Keiner: Thea Von Harbou und der Deutsche Film bis 1933 (= Studien zur Filmgeschichte. Band 2). 2. Ausgabe, Verlag Georg Olms, 1984, ISBN 3-487-07467-2, S. 159.
  • Ernst Klein: Der gestohlene Professor. Eine romantische Geschichte aus den griechischen Bergen. Verlag Eysler, Berlin 1923.
  • Roy Kinnard: Horror in silent films: a filmography, 1896–1929. Verlag McFarland & Company, 1995, S. 105 (englisch).
  • Jörg Schöning: Reinhold Schünzel – Schauspieler und Regisseur. Verlag Text + Kritik, München 1989, ISBN 3-88377-351-4, S. 88.
  • Alexander Schwarz (Hrsg.): Das Drehbuch: Geschichte, Theorie, Praxis (= Diskurs Film: Münchner Beiträge zur Filmphilologie. Band 5). Verlag Schaudig, Bauer, Ledig, München 1992, ISBN 3-926372-04-4, S. 23.
  • Kay Weniger: „Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben …“. Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945. Eine Gesamtübersicht. ACABUS Verlag, Hamburg 2011, ISBN 978-3-86282-049-8.
  • Luise Westkirch: Der Todfeind. Kriminalroman. Verlagsbuchhandlung Max Seyfert, Dresden 1912.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Stadtverwaltung Genthin, Geburtsregister Standesamt Genthin, Nr. 125/1878.
  2. Bundesarchiv, Akten der Reichsschrifttumskammer, Personalakte Margarete Lindau-Schulz, R 9361-V/7826 (vgl. Eintrag im Archivportal-D).
  3. Eintrag im Bremer Handelsregister am 17. Oktober 1922.
  4. National Archives and Records Administration (NARA), Listen ankommender Passagiere und Besatzungen, 1820–1957, Rolle 7552 (online auf Ancestry, kostenpflichtig).
  5. German Film Writer Begins New Life at 69. In: Los Angeles Times. 27. Februar 1948, Teil 1, S. 18 (online auf Newspapers.com, kostenpflichtig).
  6. Brief von Margarete Lindau-Schulz an Ernst Kreuder (Pacific Palisades, 18. September 1949) in Kalliope.
  7. Briefe von Margarete Lindau-Schulz an Erna Weißenborn (Santa Monica, 11. Mai 1950 bis 26. September 1954) in Kalliope.
  8. National Archives and Records Administration (NARA), Indizes der Einbürgerungsregister der USA, Nr. 7 633 608 (online auf Ancestry, kostenpflichtig).
  9. State of California, Death Certificate Nr. 31 251 (vgl. Index to Deaths auf FamilySearch, anmeldepflichtig).
  10. Department of Public Health Services, California Death Index 1940–1997 (online auf FamilySearch, anmeldepflichtig).
  11. Gerhard Lamprecht: Deutsche Stummfilme. Band 8: 1923–1926. Deutsche Kinemathek, Berlin 1967, S. 439.